Die
Bachstraße in der Bremer Neustadt Weser-Kurier, 16. April 2003,
Seite 11: "Bachstraße
erinnert an Johann Sebastian" Bremer Gesellschaft
ließ Informationsschilder anbringen
Von unserem Redakteur Klaus Grunewald Das haben viele nicht
gewusst: Die Bachstraße in der Neustadt ist nicht nach einem
Gewässer benannt worden, wie die benachbarten Mosel-, Rhein-, Isar- und
Donaustraße vermuten lassen. Nein, Namensgeber ist der deutsche
Komponist Johann-Sebastian Bach (1685-1750). Darauf verweist seit gestern ein
Zusatzschild. Die "Johann-Sebastian-Bach-Gesellschaft Bremen" hat
exakt 130 Jahre nach dem Bau der Bachstraße eine Bildungslücke
geschlossen. Aufklärer ist der pensionierte Lesumer
Pastor Hans-Martin Schäfer. Der Vorsitzende der Gesellschaft hatte
vergangenes Jahr etliche Bremer gefragt, ob es in der Hansestadt eine
Straße gebe, die nach dem Komponisten der "Brandenburgischen
Konzerte" und des Weihnachtsoratoriums bezeichnet sei. Er erntete
Schulterzucken und Kopfschütteln. Also warf Schäfer einen Blick in das
Bremer Straßenlexikon und war geplättet. Er habe die
Bachstraße, so Schäfer gestern, bis dahin mit einem Wasserlauf,
nicht aber mit dem großen Thomaskantor in Verbindung gebracht. Und so
kam er auf die Idee, das Straßenschild in der Neustadt mit einer
Legende zu versehen, die an den Musiker aus Eisenach erinnert. Der Vorstand
der Johann-Sebastian-Bach-Gesellschaft gab grünes Licht. Das war der
Startschuss für einen bürokratischen Hürdenlauf. Zunächst wurde der Lesumer Seelsorger im
Ortsamt Neustadt/Woltmershausen vorstellig und erhielt nach einer Weile die
Nachricht: "Der Koordinierungsausschuss des Beirats Neustadt
unterstützt Ihren Antrag auf ein kleines Zusatzschild und hat das Amt
für Straßen und Verkehr gebeten, ihn umzusetzen." So weit, so gut. Doch die Behörde
ließ Schäfer wissen, dass die Sache zwar begrüßt werde,
der Bremer Staat aber keinen Cent dafür übrig habe.
Schließlich seien insgesamt sechs Schilder erforderlich, kreuze die Bachstraße
doch sechs andere Straßen. Dafür, rechnete das Amt für
Straßen und Verkehr vor, müssten 240 Euro aufgebracht werden. Im
Vergleich zu anderen Investitionen der Stadt wirklich eine enorme Summe!
Dachte sich wohl auch die Bach-Gesellschaft und signalisierte der Verkehrsbehörde,
die Kosten zu übernehmen. Die war schließlich einverstanden, die
Schilder anzubringen. Auf gar keinen Fall aber, schärfte man
Schäfer ein, dürfe der Eindruck entstehen, dass öffentliche
Gelder für die Aufklärungsaktion geflossen seien. Gestern Vormittag entstand dieser Eindruck
nicht. Denn wer käme schon auf die Idee, das Amt für Straßen
und Verkehr habe zur musikalischen Untermalung der Beschilderung einen
Lautenspieler engagiert. Nein, Hans-Martin Schäfer hatte Harry
Hoffmann von der "Bremer Rathsmusik" gebeten, in die Saiten zu
greifen. Und Hoffmann spielte auf einem Instrument, das auch schon zu Bachs
Zeiten die Zuhörer entzückte. Gestern lauschten allerdings
Handwerker und Passanten." ©OpenStreetMap Mitwirkende CC-BY-SA 2.0
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